Gestern haben wir endlich unseren letzten Cider der Herbstäpfel von 2011 abgefüllt. Nach 5 Monaten ist der Cider jetzt fast fertig. Grund genug, mal zu berichten, wie man eigentlich Cider herstellt.
Zubehör
Weinbalon
Gummistopfen mit Loch
Gärröhrchen
Schlauch
Trichter
Flaschen
Kronkorken
Verkorker
lebensmittelsicheres Desinfektionsmittel
Refraktometer zur Zuckerbestimmung
Zutaten
Apfelsaft ohne Konservierungsmittel
Weinhefe, z.B. Burgunder
Zucker
Zubereitung
1. Wir lassen unseren Apfelsaft aus eigenen Äpfeln in einer Mosterei pressen. Dort bekommen wir den Saft unserer eigenen Äpfel ohne irgendwelche Zusatzstoffe. Für einen 20 l Weinbalon braucht man, wie der Name schon sagt, 20 l Apfelsaft, welchen man in den Balon füllt. Mit Hilfe eines Refraktometers kann man den Zuckergehalt des Saftes bestimmen, was wichtig ist, wenn man später den Alkoholgehalt des Ciders zu kontrollieren.
2. Als nächstes stellt man einen Gärstarter aus Hefe - wir verwenden Trockenhefe - und einem Glas Apfelsaft her. Beides mischt man zusammen und läßt es einige Stunden (mindestens 3) stehen, bis die Gärung beginnt (das ganze wird schaumig und "wächst").
3. Den Gärstarter gibt man dann zum Saft und verschließt den Weinbalon mit einem Stopfen und setzt ein Gärröhrchen auf den Stopfen. Das Gärröhrchen füllt man vorher mit Wasser, damit die Gärgase raus- aber keine Luft reinkommen kann.
4. Jetzt heißt es warten und die Gärung beobachten. Am besten wäre es, den Weinbalon in einem Raum mit gleichmäßiger Temperatur zu platzieren. Die Hefe setzt den Zucker im Apfelsaft in Alkohol um. Dabei wird Kohlendioxid freigesetzt, das aus dem Gärröhrchen blubbert. Wenn das Blubbern aufhört, heißt das, daß kein Zucker mehr im Saft ist.
5. Je nach gewünschtem Alkoholgehalt (Alkhol ist auch ein Konservierungsmittel für den Cider) gibt man schrittweise noch Zucker zu. Man sollte nich zu viel Zucker auf einmal zugeben, weil das Stress für die Hefe bedeutet. Die Menge hängt vom ursprünglichen Zuckergehalt des Apfelsaftes ab (dafür das Refraktometer). Wir haben verschiedene Weinbalons angesetzt mit unterschiedlichen Hefen. Die meisten haben wir dann so weit nachgezuckert, daß der finale Alkoholgehalt 8% beträgt. Der Cider, den wir gestern abgefüllt haben, hat einen Alkoholgehalt von 10%.
6. Die Gärung erreicht ihren Höhepunkt meist nach 2-3 Tagen und dauert einige Wochen bis zu 2 Monaten. Das hängt auch etwas von der Raumtemperatur ab. Im Allgemeinen schadet es nicht, den Weinbalon noch etwas länger stehenzulassen.
7. Mit dem Abfüllen sollte man warten, bis sich fast alle Trübstoffe am Boden des Weinbalons abgesetzt haben.
Abfüllen
Beim Abfüllen ist Sauberkeit von größter Wichtigkeit. Bei uns hat sich folgendes Verfahren bewährt:
1. Bierflaschen gründlich reinigen. Die Etiketten lassen sich am besten nach einem Schnellwaschgang ohne Trocknen in der Spülmaschine entfernen. Dann noch von innen und außen gründlich putzen.
2. Eine Lösung aus Wasser und lebensmittelsicherem Desinfektionsmittel herstellen. Die Flaschen damit füllen und 5 min einwirken lassen. Dann die Flaschen entleeren und gründlich ausspülen. Dann den letzten Rest Wasser ausschütten.
3. Den Schlauch ebenfalls gründlich ausspülen und desinfizieren.
4. Den Weinbalon auf den Tisch oder einen Stuhl stellen. Die Flaschen auf dem Boden aufreihen. Mit dem Schlauch die Flüssigkeit aus dem Balon ansaugen und die Flaschen bis einige cm unter dem Rand befüllen. Dabei darauf achten, daß das Schlauchende oberhalb des Bodensatzes bleibt.
5. In jede Flasche etwas Zucker füllen: ca. 4 g auf eine 0,33l Flasche und bis zu 8 g auf eine 0,5l Flasche. Dieser Zucker sorgt nach dem Verkorken dafür, daß die Hefe noch einmal zu arbeiten anfängt und Kohlensäure produziert.
6. Die Flaschen verkorken, von außen abwischen und beschriften.
7. Dann können die Flaschen z.B. im Keller für mindestens 1 Monat gelagert werden. Die Flaschen sollten noch 2-3 mal gedreht werden, damit sich der Zucker ordentlich auflöst.
Unsere Ciderproduktion ist mittlerweile in ihren 2. Jahrgang eingetreten, und wir haben im Vergleich zum ersten Mal natürlich auch dazugelernt und das Verfahren verfeinert. Zum Beispiel haben wir mit verschiedenen Apfelsorten und Hefearten experimentiert, und festgestellt, daß beides einen großen Einfluß auf das Ergebnis hat. Unser derzeitiger Favorit ist Champagnerhefe.
Cider selber zu machen ist ein langwieriges und teilweise zeitintensives Hobby. Die Anschaffungskosten sind überschaubar, zumal man die Teile jedes Mal wiederverwenden kann. Ansonsten beschränken sich die Kosten auf Saft, Hefe, Zucker und Kronkorken. Damit kommen wir auf etwa 30 bis 50 cent pro 0,5 l Flasche. Der Zeiteinsatz ist schwer abzuschätzen, am längsten dauert wohl das Abfüllen.
Und das ist ja für diese Saison erstmal geschafft. Im Keller ruhen jetzt ca. 50 l Apfelcider und warten auf warme Tage.
P.S. Da es zu diesem Beitrag so viele Fragen und Kommentare gibt, haben wir einen neuen Eintrag mit Fragen und Antworten zum Thema "Apfelcider selber machen" verfaßt. Schaut doch mal rein.
P.S. Da es zu diesem Beitrag so viele Fragen und Kommentare gibt, haben wir einen neuen Eintrag mit Fragen und Antworten zum Thema "Apfelcider selber machen" verfaßt. Schaut doch mal rein.